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Einstürzende Brücken – Ist das noch Deutschland?

Einstürzende Brücken – Ist das noch Deutschland?

Die eingestürzte Carolabrücke in Dresden ist eine Zäsur für Deutschland. Gordon Pelz, Mittelstandsexperte und Prüfunternehmer, gibt einen Einblick in die desolate Lage der deutschen Infrastruktur:

„Circa 39.500 Brücken befinden sich aktuell allein im Netz der Bundesfernstraßen. Die meisten Brücken im Westen der Republik wurden zwischen 1965 und 1985 gebaut, die neueren Brücken nach der Wiedervereinigung im Osten. Mittlerweile wurde die Zuständigkeit für die Autobahnbrücken von den Landesstraßenbaubehörden auf die Autobahn GmbH übertragen, und einige Neubauten in Angriff genommen. Viele Brücken haben mittlerweile schlechte Zustandsnoten und müssen saniert beziehungsweise ersetzt werden.

Warum sind die Brücken teilweise marode?

Grundsätzlich benötigt jedes dynamisch beanspruchte Bauwerk Wartung, Reparatur und ab einem bestimmten Zeitpunkt auch Ersatz. Wachsender Verkehr, steigende Achslasten und Überbeanspruchung durch Schwerlasttransporte führt zu einem schnelleren Verschleiß als in der Planungphase berechnet. Vor der Wartung steht die regelmäßige Überprüfung durch Bauingenieure, Bausachverständige oder Bauwerksprüfer. Die Überprüfungen sind unter anderem in DIN-Normen geregelt und werden oftmals aus Kostengründen ohne Sonderprüftechnik durchgeführt.

Wie wird geprüft und ist das ausreichend?

Während in der Regel einfache Sichtprüfungen oder invasive Prüfungen durchgeführt werden, werden teurere, aber durchaus zielgerichtete zerstörungsfreie Verfahren, wie zum Beispiel Magnetisch-Induktive Verfahren (MI), Radar (RA), Ultraschall (US), oder Impakt-Echo (IE), eher seltener eingesetzt. Zudem liegt erst seit dem Jahr 2022, mit der DIN 4771:2022-09, ein nationales Regelwerk für die Qualifizierung von Personal der zerstörungsfreien Prüfung im Bauwesen (ZfPBau) vor.

Mangel an Fachleuten und Finanzmitteln ist ein Grund für die Vergrößerung des Sanierungsstaus

Ein Beispiel aus NRW: Auf Grund von politischen Entscheidungen der SPD wurde jahrelang in den Straßenbaubehörden an Bauingenieursstellen gespart. Beim Landesbetrieb Straßenbau Nordrhein-Westfalen in Krefeld gab es vor ein paar Jahren nur noch drei Bauingenieure, welche die Überwachung von 3.500 Bauwerken organisieren und umsetzen. Ursprünglich arbeiteten in der Abteilung 15 Ingenieure, und das zu einer Zeit, als die Brücken sich noch in einem jüngeren und besseren Zustand befanden. Zu den in der Überwachung befindlichen Bauwerken gehörten Schilderbrücken und auch die wichtigen Rheinbrücken.

Warum wird der Personalmangel nicht behoben und mehr Bauingenieure eingestellt?

Technische Berufe, welche auf MINT-Fähigkeiten aufbauen, sind in der deutschen Gesellschaft auf dem Rückzug. Mittlerweile gibt es auf Grund der Herabsetzung des Abiturniveaus zwar deutlich mehr Studenten als früher, jedoch konkurrieren 21.000 Studiengänge, davon nur 17 Prozent Ingenieurswissenschaften, sowie circa 300 Berufe um die Gunst der Abiturienten. De facto gibt es zu wenig Bauingenieure, welche der Staat einstellen könnte, zudem bezahlt die freie Wirtschaft bessere Gehälter. Dieser Personalmangel trifft nun – da Budgets für Sanierung und Neubau bereitgestellt werden – auf eine personelle Unterdeckung, die auch externe Ingenieurbüros nicht vollends abdecken können.

Zudem wird der Neubau oftmals durch NGOs, Bürgerinitiativen, Vorschriften und überbordende Bürokratie ausgebremst. Außerdem fehlt es an finanziellen Mitteln, um die prognostizierte Zahl von mindestens 400 Bauwerken jährlich (ab 2026) zu sanieren.“

 

 

Ulrike Stockmann 
  
PRESSESPRECHERIN 

 

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